2014/06/22

MysticMews WM-Kommentar (Tag 10): Deutschland-Krimi, Argentinien und Nigeria mit sehr viel Glück

Am zehnten Tag kam es zum zweiten Auftritt der deutschen Mannschaft. Nach der überragenden Leistung gegen Portugal sollte nun die Bestätigung folgen, doch der Fluch des zweiten Spiels bei großen Turnieren wollte auch heute nicht richtig weichen.


Den Anfang machten jedoch Argentinien und der Iran. Auf dem Papier eine recht deutliche Angelegenheit, doch Argentinien wusste schon im ersten Spiel nicht wirklich zu überzeugen und dies sollte sich auch in diesem Spiel wiederholen. Die Iraner machte Argentinien über die ganze Spielzeit das Leben schwer, Argentinien hatte das Spiel im Griff und die Chancen aber keine wirklich zwingenden und somit auch keine Tore im ersten Durchgang. So ging es dann auch nach dem Wechsel weiter und die Südamerikaner verzweifelten zunehmend an der Iranischen Defensive, die ihrerseits jetzt Mut schöpften und plötzlich war der beste Argentinier auf dem Feld Keeper Romero. Dabei hatte der Favorit noch Glück als in dieser Phase ein Elfmeter nicht gegeben wurde. Als alles nach einem blassen Remis für Argentinien aussah, war es wie schon im ersten Spiel ein Geniestreich, der einzige echte Schuss im ganzen Spiel von Messi, der in der Nachspielzeit Argentinien jubeln ließ. Ein Ergebnis, das trotz der optischen Überlegenheit eher glücklich ist, denn Iran verkaufte sich gut und hätte den Punkt verdient gehabt. Es zeigte sich wieder was schon im ersten Spiel zu sehen war: Argentinien ist extrem abhängig von Messi und nur so wird es diese Mannschaft nicht sehr weit gegen stärkere Gegner bringen.

Dann war Deutschland dran. Die Erwartungshaltung nach dem Auftaktsieg groß, doch es war dieses Mal ein ganz anderes Spiel gegen Ghana, die gewinnen mussten, um ein realistische Chance zu haben. Das merkte man den Afrikaner auch von Anfang an. Die Black Stars arbeiteten gut gegen Ball und Mannschaft gegen ein deutsches Team das nie wirklich den Zugriff und die Sicherheit in ihr Spiel brachte wie gegen Portugal. Die erste Hälfte war dementsprechend zäh, mit einigen wenigen Chancen auf beiden Seiten, die besseren für Ghana. Die Lücke zwischen den drei vorderen Offensivspielern Müller, Özil und Götze und dem Rest war oft zu groß und Ghana gefiel mit viel Einsatz- und Laufbereitschaft.

Zur Pause musste Boateng verletzungsbedingt raus, Löw brachte den nachnominierten, jungen Mustafi. Ein Wechsel mit Folgen. Erst einmal schien nach dem Seitenwechsel alles ähnlich loszugehen. Deutschland wirkte weiterhin nicht in der Lage ihr Spiel aufzubauen und den Ball mal über mehrere Stationen zu halten. Dies ging noch gut fünf Minuten so, dann wurde es plötzlich ein ganz anderes Spiel. Und es ging eigentlich gut los. Flanke von Müller, der Götze in der Mitte bedient. Dieser bringt den Ball in einer Kopf-Knie-Kombination im Gehäuse von Ghana zum 1:0 (51.) unter. Ein Treffer, der sich nicht unbedingt angebahnt hatte, aber doch nun sicherlich Kräfte freisetzen würde. Weit gefehlt. Ghana machte weiter und nur kurz darauf, in der 54. Minute, sollte es gerade der junge Mustafi sein, der zusammen mit Mertesacker den viel kleineren Ayew sträflich frei zum Kopfball kommen ließ. Neuer hatte keine Chance und die Führung war schon wieder weg. Ghana nahm den Schwung mit, drückte jetzt immer mehr. Deutschland wackelte bedenklich in dieser Phase. Ein katastrophaler Fehlpass gerade von Kapitän Lahm kreierte eine Gelegenheit, die schlussendlich für die Abwehr dann nicht mehr zu verteidigen war und Gyan drehte in der 63. Minute das Spiel. 1:2 für Ghana und unterm Strich nicht mal unverdient! Deutschland musste jetzt reagieren, Löw brachte Klose und Schweinsteiger für Götze und Khedira und bewies mal wieder das richtige Händchen. Kaum auf dem Platz war Schweinsteiger an einer guten Chance beteiligt. Die darauffolgende Ecke wurde von Höwedes verlängert und dann war Klose zur Stelle, spekulierte richtig und besorgte in der 71. Minute mit seinem 15. WM-Tor (jetzt Gleichstand mit Ronaldo) den Ausgleich. Es war nun eine offene, spannende Partie. Auch Deutschland jetzt mit guten Chancen. Müller hatte noch eine riesen Chance, machte aber einen Schritt zu viel. Auf der Gegenseite ließ Ghana einen Konter mit Überzahl nach deutscher Ecke harmlos im Abseits verpuffen. Es war am Ende wieder einmal ein schweres, dramatisches zweites Spiel und ein Unentschieden, das unterm Strich in Ordnung geht, denn es hätte auch durchaus schlimmer kommen können. Ghana machte ein starkes, ganz anderes Spiel als noch gegen die USA und Deutschland schaffte es nie wirklich die Kontrolle zu übernehmen. Fast schon symptomatisch für die zweite Halbzeit: Praktisch mit dem Abpfiff prallte Müller mit Ghanas Boye zusammen und blieb nach dem Abpfiff mit blutverströmten Gesicht im Strafraum liegen. Es sah am Ende aber schlimmer aus als es eigentlich war.

Den Abschluss machten Nigeria und Bosnien-Herzegowina. Nigeria kam zuerst besser in die Partie, dann übernahmen die Bosnier aber die Initiative und hatten einige gute Chancen. In der 21. Minuten schien dies dann zu fruchten aber das Schiedsrichtergespann erkannte den Treffer von Dzeko zu Unrecht aufgrund einer Abseitsposition nicht an. Bosnien machte nun immer mehr Druck, doch gerade in diese Phase schockte Nigeria den WM-Neuling. Emenike setzte sich durch und bediente Odemwingie zum 1:0 in der 29. Minuten. Nigeria verlagerte sich jetzt aufs Kontern. Bosnien bekam kaum noch gute Chancen und auch die offensiven Einwechslungen in der zweiten Halbzeit änderten daran nicht fiel. Chancen waren durchaus noch da aber eben nicht sehr zwingend oder schlecht abgeschlossen. Bosnien, das vor dem Turnier hoch gelobt war, scheidet damit unglücklich aus dem Turnier aus, während Nigeria zumindest eine kleine Steigerung im Vergleich zum desaströsen Spiel gegen den Iran zeigte.

Gruppe F bleibt der Langweiler dieser WM. Ohne Messi wären die Spiele wohl noch armer an Toren als ohnehin schon. Auch wenn der Iran und Nigeria sich durchaus gesteigert haben (was auch nicht schwer war nach dem niveauarmen 0:0 zum Auftakt), verströmt niemand in dieser Gruppe auch nur annähernd Gefahr, auch Argentinien nicht, die ohne Messi (und jetzt auch den Schiedsrichter) nicht bereits fürs Achtelfinale feststehen würden. Unrühmlich einmal wieder, beide Spiele an diesem Spieltag wurden mal wieder von den Unparteiischen mitentschieden. Iran hätte einen Elfmeter bekommen können und damit die Sensation perfekt machen können, während Bosnien um ein reguläres Führungstor gebracht wurde, denn Dzeko stand sehr deutlich nicht im Abseits. Die Diskussionen werden auf diese Art und Weise nicht abreißen.

Deutschland kassierte einen Dämpfer, doch noch ist alles offen. Zu überbewerten sollte man dieses Spiel nicht. Wie sich nun die Ausgangslage fürs letzte Spiel gegen die USA darstellen wird, das wird erst heute (bzw. morgen) entschieden, doch noch hat Deutschland selbst alles in der Hand.

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