Tag 9 brachte uns die nun auch offizielle Überraschungsmannschaft dieser WM, sowie ein wiedererstarktes Frankreich. Gerade die Todesgruppe D nahm nun endgültig eine sehr überraschende und auch sicherlich nie vermutete Wendung.
Italien, England, Uruguay. Die einzige Rolle, die Costa Rica in dieser Hammergruppe zugesprochen wurde, war die vielleicht das Zünglein an der Wage zu sein, den einen oder anderen zu ärgern. Doch nach 2 Spielen bereits ist es nun Costa Rica, gerade Costa Rica, die als erste Mannschaft dieser Gruppe das Achtelfinale klar machten. Wer nach dem ersten Sieg gegen Uruguay noch nicht dran glauben wollte, darf es jetzt. Die Mittelamerikaner präsentierten sich über 90 Minuten gegen Italien als die laufbereitere, arbeitseifrigere Mannschaft. Mit einer taktisch gut eingestellten Defensive und Kontern kam das müde wirkende Italien nicht zurecht. Die Azzuri rannte eher harmlos an, während Costa Rica mit seinen Kräften in der schwierigen Witterung haushielt. Das sollte sich auszahlen. Kurz vor Schluss der ersten Hälfte gab es dann nämlich viel Aufregung. In der 43. Minute wurde Costa Ricas Stürmer Campbell von Chiellini im Strafraum klar zu Fall gebracht, bekam aber den Strafstoß vom Schiedsrichter nicht. Überhaupt fiel Roberto Osses Zencovich mit einer Großzügigkeit auf, die schon eher vermuten ließ, dass der Chilene die Regeln nicht kannte, was ein Foul ist und welche Strafe man zu geben hat. Mit Auslegung hatte das sehr wenig zu tun. Doch der berechtigte Zorn von Costa Rica sollte schnell der Freude weichen. Nur eine Minute später flankte der Mainzer Junior Diaz in den italienischen Strafraum und fand Bryan Ruiz, der zum 1:0 (44.) einköpfte. Im zweiten Durchgang bemühte sich Italien noch einmal aber nach gut einer Stunde war die Kraft völlig dahin und die Spieler trabten nur noch über den Platz. Costa Rica hingegen hielt sein beachtliches hohes Pensum und versuchte bis zum Ende immer wieder gefährliche Konter zu setzen. Aber auch wenn dies nicht mehr erfolgreich war, blieb der Sieg letztlich ungefährdet. Damit sorgt Costa Rica nicht nur für das endgültige Aus Englands, sondern ist nun auch offiziell die Überraschungsmannschaft des Turniers.
Im zweiten Spiel dürfte Frankreich sich sowohl daheim als auch international einiges an Kredit zurückgeholt haben. Nach dem Ausfall von Ribery dürfte niemand den Franzosen sehr viel zugetraut haben und das 3:0 gegen Honduras war noch kein echter Maßstab. Die Bestätigung lieferten Les Bleus im Spiel gegen die Schweiz. Nach einer ausgeglichenen Anfangsphase waren es Giroud per Kopf (17.) und Matuidi (18.), die mit einem Doppelschlag die Schweiz schockten. Frankreich spielte sich in einen Rausch. Ein Elfmetergeschenk des ungeschickten Hamburger Djourou nutzten weder Benzema noch Cabaye, der den Nachschuss blank an die Latte setzte. Doch die Schweiz war nun völlig überfordert. Eine eigene Ecke wurde zum Konter abgeschlossen durch Valbueana (40.) zum 0:3. Nach der Pause schraubte Frankreich das Tempo etwas herunter, blieb aber weiterhin immer gefährlich. In der 67. Minute kam dann auch Benzema endlich zu seinem Tor, gefolgt von Sissoko (73.) zum 0:5! Es darf den Schweizern zumindest eins zu Gute gehalten werden. Sie ließen sich nicht hängen und taten noch etwas für die Ergebniskorrektur. Dzemaili (81.) setzte das erste direkte Freistoßtor der WM und Xhaka (87.) traf zum Endstand von 2:5. Ein Kuriosum gab es noch zum Ende. Benzema traf noch zum 2:6 aber unerklärlicher Weise hatte der Schiedsrichter bereits zwei Sekunden vorher, mitten im Angriff, das Spiel abgepfiffen. Die Schweiz enttäuschte sicherlich aber Frankreich spielte auch extrem stark auf und dürfte sich mit diesen Ergebnisse durchaus zum Kreis der Favoriten zählen lassen.
Das letzte Spiel zwischen Honduras und Ecuador versprach von der Papierform sicherlich nicht sehr viel und lebte auch vor allem von der Spannung als von überragendem Fußball. Beide Teams waren jedoch im Rahmen ihrer Möglichkeiten bemüht und Honduras machte in der ersten Hälfte sogar den besseren Eindruck, ging folgerichtig durch Costly (31.) in Führung. Doch diese Führung währte nicht lange, denn es war wieder einmal Enner Valencia, der für das 1:1 (34.) sorgte. Im zweiten Durchgang dann kam Ecuador besser ins Spiel. Eine kuriose Parallele zum Spiel Costa Rica gegen Italien, auch hier wurde ein Elfmeter für Ecuador nach gut einer Stunde nicht gegeben aber kurz darauf köpfte erneut Enner Valencia (65.) zur Führung. Es gibt also anscheinend doch noch Gerechtigkeit im Fußball und das gleich zwei Mal heute! Es sollte dann auch bei diesem Ergebnis bleiben. Wie schon im ersten Spiel gegen die Schweiz war es Enner und nicht Antonio Valencia von Manchester United, der Ecuador im Turnier hielt. Der Stürmer verdient noch in Mexiko sein Geld, doch dürfte das wohl nicht mehr lange so sein.
Honduras ist zwar noch nicht ganz ausgeschieden aber mit der negativen Tordifferenz scheint es fast unmöglich. Die Schweiz haben nun das, was sie nach eigener Aussage vermeiden wollten, ein Endspiel gegen Honduras in Manaus, wobei sie auch auf einen Erfolg der Franzosen hoffen müssen. Gleichzeitig wird man Argentinien wohl nicht aus dem Weg gehen können und mit dieser löchrigen Defensive würde diese Aufgabe sehr schwer werden. In Gruppe D machen Italien und Uruguay den zweiten Teilnehmer unter sich aus, wobei den Italiener dank der Tordifferenz ein Unentschieden reichen würde. Costa Rica kann die Tabellenführung gegen England endgültig klarmachen und somit das Überbleibsel aus Gruppe C bekommen, was nach den bisherigen Leistungen dann sogar mehr als nur das Achtelfinale erhoffen lassen könnte.
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