Die letzten Gruppenspiele standen an. Für Deutschland ging es im Spiel gegen die USA ums Weiterkommen und den Gruppensieg, während in der Gruppe H der mögliche Achtelfinalgegner ermittelt wurde.
Das Duell Löw gegen Klinsmann war sicherlich das Thema vor der Partie. Beiden Teams reichte ein Unentschieden, bei entsprechender Konstellation sogar eine Niederlage. Die deutsche Mannschaft hätte sich diese noch viel eher erlauben können als die Amerikaner. Vor dem Spiel gab es dann auch noch Aufregung um das Wetter. Recife stand nach heftigen Regenfällen buchstäblich unter Wasser, zum Glück blieb das Stadion aber relativ unberührt, es konnte gespielt werden. Löw hatte zweimal gewechselt. Schweinsteiger und Podolski spielten für Khedira und Götze. Schweinsteiger brachte auch gleich Sicherheit und Schwung ins deutsche Spiel. Von Ergebnisverwaltung war erstmal nichts zu sehen. Gerade der deutschen Mannschaft war sofort anzumerken, dass sie dieses Spiel nach dem Krimi gegen Ghana gewinnen wollte. Die Anfangsphase war durchaus ansehnlich und die USA hinten noch nicht richtig geordnet. Jedoch verpassten es Jogis Jungs dies auszunutzen und die Amerikaner stabilisierten sich, machten mehr Druck. Trotzdem behielt, abgesehen von ein bis zwei Verschnaufpausen, Deutschland das Spiel im Griff. Ball- und Passsicherheit stimmte, viel besser jedenfalls als noch gegen Ghana. Allein am letzten genauen Pass mangelte es dann. Ein paar gute Chancen gab es trotzdem. Özil scheiterte an Howard und Mertesacker und Höwedes standen sich im Strafraum einmal gegenseitig im Weg und ließen eine sehr gute Gelegenheit so liegen. Die Amerikaner kamen nur einmal richtig zu einer Gelegenheit als Zusi abzog und der Ball knapp über die Latte segelte.
Im zweiten Spiel schienen Portugal und Ghana den anderen beiden in die Hände zu spielen. Portugal ging durch ein Eigentor von Boye (31.) mit 1:0 in Führung. Da die Portugiesen selbst aber schon sehr hoch gewinnen mussten, um eine Niederlage der USA ausnutzen zu können, war dieses Ergebnis ideal sowohl für Deutschland als auch die USA.
Nach der Pause bot sich dasselbe Bild im anderen Spiel. Deutschland kontrollierte die Partie ohne zu viel zu riskieren. Eine Ecke brachte eine gute Chance, doch Howard konnte den Kopfball von Mertesacker noch parieren. Dieser landet aber bei Müller, der die Kugel unhaltbar ins lange Ecke zum 0:1 (55.) zirkelte. Deutschland führte die bisher erfolgreiche Taktik fort und die USA wusste nicht viel entgegenzusetzen.
Tatsächlich wurde die weiterhin abwartende Haltung der Amerikaner eine heikle Angelegenheit, denn mittlerweile hatte Gyan (57.) für Ghana den Ausgleich besorgt. Noch ein Treffer und die Afrikaner wären Gruppenzweiter. Doch Ghana bestrafte sich erneut selbst. In der 80. Minute folgte einem Querschlag im Strafraum eine stümperhafte Abwehr von Torwart Dauda genau vor die Füße von Ronaldo, der diese Geschenk natürlich annahm. Doch freuen konnte der portugiesische Superstar sich nicht wirklich, denn auch eher wusste, dass die Sache wohl gelaufen war.
Deutschland gewinnt sein letztes Spiel unaufgeregt aber verdient und die USA sind trotzdem weiter, haben aber durchaus etwas Glück gehabt, denn Ghana vermasselte sich eine gute Gelegenheit durch eigene Fehler. Es war sicherlich kein Feuerwerk in Recife, jedoch eine taktisch clevere Leistung im Dauerregen von Recife. Einzig am letzten Pass und der Chancenverwertung muss für die weiteren Runden noch gefeilt werden. Eine typische deutsche Vorrunde eben. Ein erster Sieg, ein schlechteres zweites Spiel und ein knapper Sieg im dritten.
In Gruppe H machten Algerien und Russland den deutschen Achtelfinalgegner untereinander aus. Belgien war die Tabellenführung wohl kaum noch zu nehmen und auch Südkorea hatte nur noch minimale Chancen. Die bisher enttäuschende russische Elf spielte mit mehr Engagement und einem Mix aus defensiver Stabilität und Offensive. Kokorin nutzte in der 6. Minute ein momentanes Unterzahlspiel der Afrikaner zum 0:1. Es war fortan eine offene Partie, die hin und her ging und mit viel Tempo aufwartete. Russland war verbessert gegenüber den ersten Spielen und führt leicht verdient, doch Algerien ist noch nicht abgeschrieben. Und so kam es dann auch. Nach exakt einer Stunde segelte Russlands Keeper Akinfeev nach einem Freistoß am Ball vorbei und Slimani nutzte die Chance zum 1:1. Russland machte nun immer mehr Druck, ein möglicher Elfmeter wurde nicht gegeben, aber ansonsten hielt Algeriens leidenschaftliche Defensive und trägt die Afrikaner sicherlich überraschend aber nach allen Spielen der Gruppe verdient ins Achtelfinale.
Im Spiel Südkorea gegen Belgien ereignet sich auch nicht wirklich viel, das den anderen zwei Teams hätte gefährlich werden können. Die meiste Aufregung brachte wohl die Rote Karte für Belgiens Defour nach groben Foulspiel ganz kurz vor der Pause. Doch auch nach dem Seitenwechsel konnte Südkorea mit der Überzahl nicht viel anfangen. Die Asiaten machten mehr Druck, blieben aber größtenteils harmlos. Eine schlechte Abwehr von Keeper Kim bei Origis Schuss staubte dann Vertonghen in der 78. Minute zum 0:1 aus leichter Abseitsposition ab. Belgien bleibt damit auch in Unterzahl seiner Linie treu, die Siege in dieser Gruppe mit minimalsten Aufwand einzufahren. Überzeugt hat der vor der WM prognostizierte Geheimfavorit immer noch nicht. Algerien setzt sich unerwartet in einer eher schwachen Gruppe als Tabellenzweiter durch.
Im Achtelfinale trifft Deutschland nun also auf Algerien. Ein unangenehmer Gegner, denn die Algerier haben schon mehr erreicht als ihnen jeder zugetraut hat und werden sich voll reinhängen. Trotzdem das Viertelfinale ist bei dieser Paarung absolute Pflicht. Belgien wird sich gegen die kampfstarken Amerikaner indes steigern müssen.
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