Tag 7 brachte uns den zweiten Spieltag der Gruppe B, die so spektakulär dieses Turnier begann. Für Spanien war es nach der Auftaktpleite bereits ein Endspiel gegen Chile. Die Erwartungshaltung war groß. Zu groß offensichtlich. Es kam ganz böse für den Welt- und Europameister.
Aber zuerst waren die anderen in der Gruppe dran. Nach dem grandiosen Einstand erwarteten viele von der Niederlande eine Bestätigung gegen die Australier, doch war es diesmal bei weitem nicht so einfach. Die Australier hielten überraschend offensiv dagegen. Die Taktik mit langen Bällen wie gegen Spanien zu spielen funktionierte gegen einen Gegner, der sich nicht locken ließ, nicht wirklich. Zwar kamen die Niederländer durch Robben (20.) zum 0:1, doch praktisch im Gegenzug egalisierte der immer gefährliche Cahill zum 1:1 (21.). Australien spielte sehr gut mit und gestaltete die Partie offen, ja brachte die Niederländer mit unter stark in Bedrängnis. Auch nach dem Wechsel blieb Australien die bessere Mannschaft und nach einem fragwürdigen Elfmeterpfiff verwandelte Jedinak in der 54. Minute tatsächlich zum 2:1 und drohte die Gruppe nun total auf den Kopf zu stellen. Doch die Niederlande war nun aufgewacht. Wie schon in der ersten Halbzeit hielt auch die australische Führung nicht lange und Van Persie sorgte für das 2:2 in der 58. Minute. Danach ging es hin und her, eine offene Partie. Nach einer Riesenchance durch Lackie (66.), die Australien liegen ließ, markierte Depay das 2:3 (68.), weil Australiens Keeper Ryan den eigentlich unplatzierten Distanzschuss nicht festhalten konnte. Die tapferen Socceroos kämpften weiter, doch sollte ihnen das Glück versagt bleiben. Australien verabschiedet sich achtbar vorzeitig aus dem Turnier. Die Partie hätte auch anders herum ausgehen können.
Nun ging es für Spanien um alles. Ein Sieg gegen Chile war aufgrund des Torverhältnisses schon nahezu Pflicht. Doch der Start misslang mal gründlich. Im Gegensatz zur Niederlande fand Chile ihr ganz eigenes Konzept den Spaniern das Leben schwer zu machen. Frühes, sehr aggressives Attackieren, wie schon im ersten Spiel gegen Australien, fruchtete auch gegen den verunsicherten Titelverteidiger. Und diese Verunsicherung verwandelte sich sicher in Panik als nach einer guten Kombination Vargas in der 20. Minute zum 0:1 einschob. Es wurde jetzt immer enger für Spanien und es fiel doch deutlich auf, dass die erfolgsverwöhnte Mannschaft es nicht gewohnt ist mit Rückständen und solchen Drucksituationen umzugehen. Chile blieb stark im Pressing gegen Ball und Mann und Spanien wusste kein Mittel. Dann kam die 43. Minute. Freistoß Sanchez, schlechte Abwehr von Casillas und Aranguiz staubt ab. Ein wahrer K.O.-Schlag kurz vor der Pause. Spanien bemühte sich noch nach der Pause. Busquets hatte die Riesenchancen zum Anschluss, ließ sie aber liegen. Spanien drängte, blieb aber harmlos und Chile befreite sich immer mehr. Die Uhr tickte erbarmungslos und letztlich war es dann klar. Welt- und Europameister Spanien, die Übermannschaft der letzten sechs Jahre, scheidet bereits nach zwei Spielen mit 0 Punkten und 1:7 Toren aus dem Turnier aus! Und dass es am Ende auch Platz 4 werden kann ist durchaus möglich. Die Australier werden einen ordentlichen Abschluss wollen und brauchen nur ein Unentschieden.
Auch für Kroatien und Kamerun ging es nach den ersten Niederlage in der Gruppe A um alles. Zwar begannen Finkes Kameruner forsch, doch dieser anfängliche Druck verpuffte schnell als Kroatien durch Olic (11.) eiskalt zur Führung traf. Kroatien kam immer besser ins Spiel und Kamerun wusste wieder mal nicht viel mit sich und dem Spiel anzufangen. Kurz vor der Pause leistete Kameruns Song seiner Mannschaft einen Bärendienst, als er völlig überflüssig Kroatiens Mandzukic noch in der eigenen Hälfte den Ellbogen in den Rücken schlug – Rote Karte. Das wohl unnötigste Foul der WM. Das sollte dann auch den endgültigen Ausschlag geben, denn Kamerun verschlief den Beginn der zweiten Halbzeit komplett und kam nicht mehr ins Spiel. Perisic (48.) und zweimal Mandzukic (61. und 73.) besorgten den 0:4-Endstand. Nach Australien und Spanien ist damit Kamerun schon das dritte Team, welches das Achtelfinale nicht mehr erreichen kann.
Zwei Mannschaften stehen bereits fürs Achtelfinale fest, bei drei dürfen die Spieler schon mal den Urlaub planen. Das dies ausgerechnet in der umkämpften Gruppe B bereits nach dem zweiten Spieltag geschieht und es gerade Spanien erwischen würde, damit hätte wohl niemand gerechnet. Bei allem Unken um die schwache Leistung Spaniens sollten aber die guten Leistungen der Niederlande aber vor allem auch Chiles durchaus gewürdigt werden. Australien verkaufte sich über weite Strecken viel besser als die Spanier und hätten sich durchaus, mit etwas mehr Glück, die Tür fürs Achtelfinale offenhalten können.
Brasilien sollte mit Kamerun trotz der eigenen, mäßigen Leistung keine Probleme in Gruppe A haben den Einzug ins Achtelfinale klarzumachen. Kroatien und Mexiko werden Platz 2 unter sich ausmachen.
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