Brasilien traf auf Chile in einem hartumkämpfenden Spiel, während Kolumbien es mit Uruguay zutun bekam, die versuchen mussten die Abwesenheit von Suarez wettzumachen.
Es
war ein Krimi, ein Drama, ein Spiel, das an Knochen und Nerven ging mit einem
glücklicherem (oder einem sehr glücklichen) Ende für den Gastgeber. Überzeugen
konnte Brasilien wieder nicht, auch wenn ihnen weite Strecken der ersten
Halbzeit gehörten. Im ersten Durchgang entzog sich die Partie jeglicher
Kontrolle, von Taktik war sehr wenig zu sehen und beide spielten mit offenem
Visier. Es war ein umkämpftes Spiel mit vielen nickliegen aber auch harten
Zweikämpfen, gerade Neymar bekam von den Chilenen ganz schön auf die Knochen.
Schiedsrichter Howard Webb pfiff aber ordentlich, ließ sich nicht auf stetige
Versuche Fouls und Elfmeter zu schinden ein, einzig und allein eine Karte mehr
hier oder da hätte vielleicht etwas Ruhe reingebracht, doch diesen Stil kennen
wir ja von dem Engländer.
Die
Brasilianer erwischten den besseren Start, machten mehr Druck und kamen zu
Chancen. Dies wurde auch belohnt als in der 18. Minute eine verlängerte Ecke Chiles
Jara ins eigene Tor lenkte (auch wenn David Luiz noch fast das ganze Spiel
offiziell als Schütze gewertet wurde). Chile kam nicht so wirklich zu seinem
überfallartigen Spiel und Brasilien blieb zumindest optisch dominant. Die
Gastgeber schienen das Spiel weitestgehend im Griff zu haben, doch machten sich
wie schon in den Vorrundenspielen das Leben mit einem eklatanten Abwehrfehler
selber schwierig. Hulk vertändelt den Ball an Vargas in der eigenen Hälfte,
dieser bedient Sanchez (32.) und plötzlich heißt es 1:1. Es ging aber noch
weiter, Neymar hatte noch eine Großchance per Kopf und kurz vor dem Wechsel
hätte Chiles Aranguiz beinahe noch die überraschende Führung erzielt.
Nach
dem Wechsel bemühte sich Brasilien noch eine Weile und schien dann doch zur
Führung zu kommen, doch Hulks Jubel weilte nur kurz, denn er hatte den Ball mit
seinem Oberarm gestoppt, irregulärer Treffer und Gelb obendrein. Chile wurde
nun stärker, hatten selber einige gute Chancen, doch das Spiel verflachte
zunehmendes. Es war lange nicht mehr das Tempo der ersten Halbzeit, die Angst
vor Fehlern in dieser Phase war zu spüren. In der Schlussphase war dann der
Gastgeber wieder mehr am Drücker, doch längst nicht mehr so drückend wie noch
über weite Teile der ersten Halbzeit, beide schienen sich auf die Verlängerung
zu einigen.
So
kam es dann auch und mit zunehmend fehlender Kraft und ohne Mut zum letzten Risiko
plätscherte die Verlängerung so vor sich hin. Die Spieler waren am Ende ihrer
Belastbarkeit. Der Chilene Medel musste mit der Trage vom Platz getragen
werden, bitterlich weinend, weil er unbedingt weiterspielen wollte aber nicht
mehr konnte. Kurz vor Schluss jedoch, hatte Brasilien nochmal richtig Glück. Joker
Pinilla setzte in der 120. Minute einen Schuss haarscharf an die Querlatte!
Elfmeterschießen
also. Es war nun reine Nervensache und erst schien alles für Brasilien
zulaufen. David Luiz trifft und Pinilla, eben noch mit der großen Chancen, scheitert
an Julio Cesar. Doch Willian haut daneben, aber auch Sanchez scheitert am
Torwart! Die nächsten beiden treffen, doch dann schenkt Hulk mit einem
schwachen Elfer die Führung her, Chiles Diaz gleicht aus. Dann kam Neymar und
verwandelte sicher (nicht selbstverständlich für große Spieler bei Turnieren)!
Der tragische Held war dann Abwehrspieler Jara, dessen Schuss an den Pfosten
und zurück ins Feld ging. Brasilien gewinnt und kommt mit einem blauen Auge
davon.
Es
war wieder kein augenöffnendes Spiel des Gastgebers. Besonders auffällig war
das Fehlen jeglichen Konzeptes und das weiterhin unendliche Vertrauen auf
Neymar, das soweit getrieben wird, dass mitunter alle stehenbleiben und
zuschauen, was ihr junger Superstar mit dem Ball macht, ohne für Hilfe und
Entlastung zu sorgen. Neymar wurde gestern hart in die Zange genommen und hätte
die Entlastung bitter nötig gehabt, um sich Raum zu schaffen. Die
Konzentrationsschwächen hinten kamen auch wieder zum Vorschein. Die erste
Halbzeit war in Ordnung, doch dann investierte Brasilien einfach zu wenig für
ein Team mit ihren Ansprüchen. Wenn das in jedem Spiel so weitergeht, wird es
noch ein langer Weg. Chile tut mir persönlich etwas Leid, denn sie haben sich
voll reingehängt.
Das
zweite Spiel des Abends war wesentlich unaufgeregter. Es war schon vor der
Partie die Frage wie Suarez ersetzt werden sollte und Uruguay versuchte es mit
Altmeister Forlan. In der ersten Halbzeit übernahm Kolumbien sofort die
Kontrolle. Uruguay begann extrem abwartend und auch wenn sich die Kolumbianer
lange Zeit recht schwer taten, hatten sie viel mehr vom Spiel. In der 28.
Minute kam dann der Auftritt von James, der den Ball mit einem satten
Linksschuss aus 20 Metern unter die Latte nagelte. Viel passierte bis zur Pause
nicht mehr. Danach war Uruguay bemühter das Spiel offensiv zu gestalten, fing
sich aber ein weiteres Tor. Nach einem guten Spielzug fand sich James (50.)
erneut vor dem nun mehr leeren Tor und versenkte zum 2:0. Kolumbien ließ sich
nun fallen, doch Uruguay fiel auch nicht wirklich etwas ein, scheiterte auch
ständig an Torwart Ospina. Das Fehlen von Suarez merkte man spätestens jetzt
mehr als deutlich. Kolumbien zieht relativ unaufgeregt ins Viertelfinale ein
und dürfte damit auch den letzten Zweiflern (mich eingeschlossen) bewiesen
haben, dass mit dieser Mannschaft gerechnet werden muss. Unbekümmert, offensiv
und nun mit dem momentan besten Torschützen der WM in James – den auch so
niemand wirklich auf der Rechnung hatte. Kolumbien hat die Qualitäten noch
weiterzukommen und Brasilien wird sich in der Form warm anziehen müssen.
Geschenkt werden sie von Kolumbien sicherlich nichts bekommen.
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