2014/06/23

MysticMews WM-Kommentar (Tag 11): Gruselfußball und ein überraschendes Torfestival, Portugal fast draußen

Tag 11 war in der Hinsicht auch für die deutsche Mannschaft interessant, da nicht nur Gruppengegner Portugal und USA aufeinandertrafen, sondern zuvor auch die potenziellen Gegner im Achtelfinale. Allzu viel zu befürchten dürften wir aber nicht haben von dieser Gruppe H, auch nicht von Geheimfavorit Belgien.


Es sollte besser werden als im ersten Spiel, in dem sich Belgien so schwer tat gegen Algerien. Doch das Spiel gegen Russland war nicht besser, es war tatsächlich – wenn man es auch kaum für möglich gehalten hatte – noch schlechter. Echter "Gruselfußball" wie es der zuständige ZDF-Kommentator auf den Punkt brachte. Zu beneiden war er um den Job jedenfalls nicht und ein Tor hatte diese Begegnung nicht verdient. Doch wie schon gegen Algerien reichte eine kurze Druckphase für Belgien. Fünf Minuten vor Schluss nahm die Mannschaft von Marc Wilmots endlich Fahrt auf, hatte mehrere gute Möglichkeiten und eben auch ein Tor. Hazard legte auf Origi zurück und dieser besorgte in der 88. Minute den belgischen Sieg. Der Geheimfavorit setzt sich durch, doch nach diesen beiden Spiel wäre es vermessen noch weiter von Favorit in irgendeiner Form zu sprechen.

Vom zweiten Spiel mochte man noch viel weniger erwarten als Südkorea auf Algerien traf. Korea enttäuschte im ersten Spiel, während Algerien eine ordentliche Partie machte und trotzdem hätte man kaum eine solche Partie erwartet. Algerien war von Anfang an die bessere Mannschaft, erarbeitete sich Chancen und nutzte schließlich eine sehr starke Phase um Korea gänzlich verzweifeln zu lassen. Slimani (26.), Halliche (28.) und dann auch noch Djabou (38.) brachten Algerien in weniger als einer Viertelstunde mit 0:3 in Front! Koreas Abwehr präsentierte sich katastrophal und Algerien nutzte seine Chancen eiskalt. In der 50. Minute kam nochmal Hoffnung auf als Son zum 1:3 verkürzte und das erste Mal ein wenig Schwung ins koreanische Spiel kam. Doch gerade als es schien, dass die Asiaten sich ins Spiel kämpften, schlug Algerien nochmal zu. Brahimi vollendete nach schönem Doppelpass mit Feghoulli nach 62. Minuten. Es war aber immer noch nicht vorbei. Koo (72.) verkürzte nochmal und Korea bemühte sich, hatte auch Chancen, doch am Ende müssen sich die Asiaten vorwerfen lassen viel zu spät ins Spiel gekommen zu sein. Es war ein erstaunlich belebtes Spiel und das vor allem auch wegen der Algerier. Wirklich fürchten dürfte Deutschland aber auch die Algerier, die jetzt die besseren Karten haben, nicht. Die Qualität der Gruppe im Vergleich zu der unseren ist doch deutlich niedriger. Das hohe Ergebnis täuscht ein wenig darüber hinweg.

Für Deutschland war das Ergebnis des letzten Spieles natürlich interessant. Portugal musste nach dem 0:4 schon gewinnen. Und es begann auch gut. In der 5. Minute verlängerte der Amerikaner Cameron eine Flanke von Veloso unglücklich zu Nani. 0:1 für Portugal. Eigentlich eine klare Sache, denn immer, wenn Portugal bei einer WM geführt hat, gewannen sie auch. Doch Portugal machte den Fehler wie so viele Mannschaften zu vor und versuchte die Führung zu verwaltete. Klinsmanns Elf brauchte nicht sehr lange um sich vom Rückstand zu erholen und bemühte sich ihrerseits. Portugal schmeckte das temporeiche und kampfstarke der US Boys nicht, erst kurz vor der Pause kamen sie nochmal besser ins Spiel. Nani scheiterte zweimal an Howard (und beim zweiten Mal auch noch am Pfosten). Die zweite Halbzeit bot ein ähnliches Bild. Symptomatisch für das lasche Spiel der Portugiesen waren die kleineren Gefechte zwischen Portugals Nani und Ronaldo. Erst bedient Nani Portugals Superstars nicht, dann nahm es CR7 auch selbst in die Hand anstatt abzuspielen und verschoss kläglich, kurz darauf das Ganze wieder umgedreht. Es war kaum ein Teamplay zu erkennen. Ganz anders die USA, die unbeirrt weiterspielten und an sich glaubten. Gerade die rechte Seite war stark besetzt und Rechtsverteidiger Johnson setzte sich immer wieder gut durch. In der 64. Minute schien die Situation schon geklärt, als der Ball nochmal Jermaine Jones vor die Füße fiel. Dieser zog ab und ließ Torwart Beto keine Chance. Nun verlagerte sich das Spiel wieder ein wenig. Die USA zog sich etwas zurück und verließ sich immer wieder auf seine Tempogegenstöße. Damit fuhren sie immer noch besser als die weiterhin harmlosen Portugiesen. Der Erfolg sollte sich in der 81. Minute einstellen, nach schöner Kombination brachte Zusi den Ball auf Dempsey, von dessen Bauch der Ball dann ins Tor prallte. Es war aufgrund des Aufwands eine durchaus verdiente Führung. Die USA investierte viel, während sich Portugal zu sehr auf dem ersten Tor ausruhte. Diese standen nun vor dem Aus. Doch einen Streich hatten sie noch. Praktisch mit dem Schlusspfiff brachte Ronaldo eine Flanke auf den eingewechselten Veloso, der zum 2:2 Endstand einköpfte über den sich letztlich keiner zufrieden sein kann.

Denn Portugal wird es aufgrund der Tordifferenz wahrscheinlich nicht reichen. Mit dieser lustlosen Leistung gegen das kampstarke Ghana hoch zu gewinnen ist recht unwahrscheinlich. Die USA sind noch nicht ganz durch und es kommt zu einem Endspiel mit Deutschland, in dem beide nur noch einen Punkt brauchen um auch rechnerisch das Achtelfinale klarzumachen.

In Gruppe H ist Belgien trotz sehr überschaubarer Leistung durch und Algerien ist der nun der überraschende Favorit auf Platz 2 unter den restlichen drei Mannschaften, die auch nicht wirklich überzeugten.

Kurze Prognose für die letzten Gruppenspiele.

Gruppe A: Brasilien dürfte durch sein, wenn nicht etwas vollkommen gegen schwache Kameruner schief geht. Mexiko und Kroatien machen den zweiten Teilnehmer unter sich aus.
Gruppe B: Chile und Niederlande sind durch und machen den Gruppensieg unter sich aus.
Gruppe C: Kolumbien ist durch, aber dahinter ist noch alles offen. Elfenbeinküste hat die beste Ausgangsposition.
Gruppe D: Costa Rica ist durch, Italien und Uruguay haben ein Endspiel.
Gruppe E: Hier ist Frankreich mit der Tordifferenz sicher weiter. Schweiz muss gegen Honduras punkten und auf die Franzosen hoffen. Trotzdem sollten von der Ausgangslage die Schweizer die besseren Karten haben.
Gruppe F: Argentinien dank Messi, Schiedsrichter und viel Dusel weiter. Nigeria braucht noch einen Punkt oder der Iran darf gegen Bosnien nicht gewinnen.
Gruppe G: Wie schon oben gesagt. Ein Unentschieden reicht beiden. Deutschland kann sogar verlieren, sofern es nicht zu hoch ist. Die USA könnten bei Sieg Portugal mit jeweils knappen Ergebnissen wohl auch verlieren. Allein ein Sieg Ghanas könnte Klinsmanns Elf noch ein wenig in Bedrängnis bringen. Wahrscheinlicher ist, dass Deutschland und USA den Gruppensieg unter sich ausmachen.
Gruppe H: Ähnlich wie Gruppe F. Algerien aber mit besseres Ausgangsposition als Nigeria, denn sie haben es gegen Russland nun selbst in der Hand. Diese haben aber gerade deshalb auch noch die eigene Chance. Korea ist fast raus.

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