2014/06/26

MysticMews WM-Kommentar (Tag 14): Nigeria und Schweiz weiter

In den Gruppen E und F standen die letzten Entscheidungen an. Wirklich weiter war nur Argentinien, auch wenn sie bisher nicht überzeugt haben. In Gruppe E konnte rein theoretisch noch alles passieren aber Frankreich war aufgrund der Tore ziemlich ungefährdet.


In Gruppe F musste Nigeria gegen Argentinien punkten, um es aus eigener Kraft zu schaffen, ansonsten müssten die Afrikaner auf Hilfe von Bosnien gegen den Iran hoffen. Interessanter Anreiz vor den Spielen. Bei einem Sieg Irans und einer exakt umgekehrten Niederlage der Nigerianer (also z.B. 1:0 und 0:1) würde es zum Losentscheid kommen, da beide Mannschaft dann punkt- und torgleich wären und der direkte Vergleich mit 0:0 endete. Soweit sollte es aber nicht kommen.

Viel Sorgen musste sich Nigeria nämlich nicht machen, denn Bosnien-Herzegowina war bemüht einen ordentlichen Abschluss für ein enttäuschendes Turnier zu finden. Es war ein chancenarmes Spiel, in dem der Iran sich erst mal auf seine dichtgestaffelte Defensive verließ. Es war dann eine Einzelaktion von Dzeko (23.), die zum 1:0 führte und den Iran nun zwang etwas zu tun. Dabei taten sie sich aber schwer. Es fehlte einfach an den Mitteln in allen Belangen. Auch die Wechsel brachten zur Pause keine wirkliche Besserung. Pjanic begrub dann in der 59. Minute wohl sämtliche Hoffnungen auf ein Achtelfinale für die Iraner. Zwar verkürzte Ghoochannejad (82.) nochmal zum 2:1 aber gleich im Gegenzug setzte Vrsajevic (83.) mit dem 3:1 nach.

So blieb es dann also bei Argentinien und Nigeria den Gruppensieg unter sich auszumachen. Das Spiel begann spektakulär. Schon nach 3 Minuten setzte di Maria einen Schuss an Pfosten und Rücken des afrikanischen Keepers, dann war Messi da und staubte eiskalt ins verwaiste Tor ab. Doch praktisch im Gegenzug entblößte Nigeria, die sich noch in Feierlaune befindende Defensive des Favoriten und Musa (4.) zog ab zu einem sehenswerten Tor. Als man nun auf ein besseres Spiel hoffen durfte als die ersten vier Begegnungen dieser Gruppe, beruhigte sich die Sache auch schnell wieder. Argentinien machte mehr Druck, fand aber meist nicht das richtige Mittel. Da konnte natürlich wieder nur einer helfen. Genau, Messi mit einem schönen Freistoß in der Nachspielzeit der ersten Hälfte ließ Argentinien erneut jubeln. Auch diese Führung hielt aber nicht lange, nimmt man die Pause aus der Rechnung. Denn kurz nach dem Seitenwechsel (47.) bedient der bärenstarke Emenike erneut Musa und es heißt 2:2. Doch es ging noch weiter. Diesmal ließen die Afrikaner den Jubel ihre Konzentration schwächen und Rojo (50.) besorgte die erneute Führung für Argentinien. Die Südamerikaner drängten noch eine Weile auf mehr, bis dann Messi zur Schonung vom Platz ging. Nigeria hatte auch nochmal Chancen, allen voran Doppeltorschütze Musa. Am Ende gewinnt Argentinien erneut knapp, erneut dank Messi und dazu zeigten sie auch erhebliche Abwehrschwächen, die gegen stärkere Teams wohl noch gnadenloser ausgenutzt werden. Das Ergebnis täuscht ein wenig über den Spielverlauf. Es war allenfalls eine leichte Verbesserung der Argentinier, die Höhepunkte vielen alle zu Beginn der Halbzeiten und kurz vor Ende der ersten, dazwischen gab es dann doch wieder lange Durststrecken. Das Spiel ist mindestens 2 Tore zu hoch ausgefallen. Der Iran konnte die Vorlage nicht nutzen und Bosnien bekommt wenigsten noch einen Sieg, auch wenn sie sich vielmehr von diesem Turnier versprochen haben dürften.

In Gruppe E war Frankreich kaum noch zu stoppen und stellte dementsprechend auch eher eine B-Elf auf. Diese spielte jedoch nicht unbedingt schlechter, vergab zahlreiche Chancen und hätte das Spiel sogar gewinnen müssen. Ecuador bekam nie vollends Zugriff auf die Partie, auch wenn die ein oder andere Chance herausstach. Am Ende blieb es bei einem müden 0:0. Dabei stachen vor allem die recht unsportlichen Szenen heraus, gerade bei den Franzosen, die das gar nicht nötig hatten. Gleich zwei Spieler kamen nach vollkommen überflüssigen Schlägen gegen ihre Gegenspieler ungeschoren davon. Gehen dagegen durfte Antonio Valencia (50.) nach einem überharten Einsteigen und setzte damit den Deckel auf seine enttäuschende Leistung bei dieser WM. Kurios war, dass Ecuadors Trainer Rueda kurz vor Schluss seinen besten Spieler im Turnier, Enner Valencia, für einen defensiven Mittelfeldspieler austauschte, obwohl Ecuador zu dem Zeitpunkt zwei Tore brauchte! Entsprechend hielt sich dann auch die Torgefahr der Südamerikaner in Grenzen. Ecuador ist damit das erste und einzige südamerikanische Team bei dieser WM, welches das Achtelfinale nicht erreicht.

Die Schweiz hingegen hatte ihre Hausaufgaben gemacht. Nach der 2:5-Klatsche gegen Frankreich hatte es Trainer Ottmar Hitzfeld offensichtlich geschafft seine Mannschaft aufzubauen, allen voran Bayern-Profi Shaqiri. Der erste Geniestreich kam bereits in der 6. Minute, als der viel kritisierte Ausnahmekünstler von rechts nach innen zog und den Ball im Stile eines Messi oder Robben ins lange Ecke nagelte. Danach überließ die Schweiz Honduras nahezu komplett das Spiel, zog sich tief zurück, hatte dabei aber kaum Schwierigkeit mit der Offensive ihres Gegners. Stattdessen lauerten sie auf Konter, die dann eiskalt verwandelt wurden. Erneut war es Shaqiri, der instinktiv eine entstehende Lücke erkannte und dann von Drmic zum 0:2 (31.) bedient wurde. Nach diesem Tor übernahmen die Eidgenossen wieder ein wenig mehr die Kontrolle, zumindest bis zur Pause. Nach dem Wechsel drängte Honduras nochmal und hatten nun auch Chancen, doch Torwart Benaglio und Linksverteidiger Rodriguez, der einen Ball noch von der Linie kratzte, verhinderten den Anschlusstreffer. Letztlich war es dann wieder Shaqiri (71.), wieder auf Vorlage von Drmic, der die Schweizer Wackelphase beendete. Ein wichtiges Tor nicht nur für die Nerven, denn nun hätte Ecuador schon mit zwei Toren gewinnen müssen. Hitzfelds Elf machte sicherlich kein dominantes Spiel aber sie waren die clevere Mannschaft gegen ein schwaches Honduras und hatten mit Shaqiri in Topform eben den entscheidenden Spieler in ihren Reihen, der den Unterschied ausmachte. Eine definitive Steigerung im Vergleich zu den ersten Spielen, doch noch ist Luft nach oben.

Ecuador muss sich die Kritik gefallen lassen zu wenig aus guten Voraussetzungen gemacht zu haben. Einen guten Auftakt gegen die Schweiz verschenkte man, gegen Honduras gab es nur einen knappen Sieg und auch gegen ein B-Team von Frankreich kam viel zu wenig. Die Schweiz steigerte sich im letzten Spiel. Ähnliches kann über den Iran gesagt werden, der sicherlich nicht über die Möglichkeiten verfügte, aber es im letzten Spiel trotzdem noch selber in der Hand hatte. Bosnien war in dieser Gruppe höchst enttäuschend und so konnte sich Argentinien trotz sehr überschaubarer Leistung scheinbar souverän und ungefährdet durchsetzen.

Im Achtelfinale trifft nun Frankreich auf Nigeria, eine lösbare Aufgabe für die Franzosen in Bestbesetzung, doch Nigeria zeigte in Ansätzen gegen Argentinien, dass man sie nicht unterschätzen sollte. Argentinien hingegen trifft auf die Schweiz. Zwei Mannschaften, die sich am Ende zwar durchsetzten aber noch einiges vermissen ließen, das man sich vor dem Turnier erwartet hatte, allein deswegen ist diese Partie wohl offener als man denken mag. Argentinien ist zwar Favorit aber genau das wird der Schweiz sicherlich passen, die nichts mehr zu verlieren hat. Angesichts der knappen Spiele Argentiniens in der Vorrunde, wäre ein Erfolg der Eidgenossen tatsächlich denkbar und vielleicht auch gar nicht so überraschend.

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