2014/06/30

MysticMews WM-Kommentar (Tag 18): Mexikos 6 Minuten-KO

Es waren die Duelle Europa gegen Mittelamerika und es sollten größere Dramen werden als vorher vermutetet, gerade für die mittelamerikanischen Mannschaften, die uns bei diesem Turnier bereits so schön überrascht haben.



Es war aber eine andere Art Drama in der Partie zwischen Niederlande und Mexiko als noch am Tag zuvor. Die Oranje ließen sehr viel vermissen, auch weil Trainer Van Gaal sehr defensiv agieren ließ. Jedoch selbst dies konnte die frechen und offensivfreudigen Mittelamerikaner nicht besonders aufhalten. Die erste Halbzeit befand sich fast vollständig in ihrer Hand. In der ersten halben Stunde hatte Mexiko eine Menge guter Möglichkeiten, verpasste aber die Führung. Auch nach der Pause ging es so weiter. Dos Santos war es schließlich, der in der 48. Minute aus 20 Metern abzog und zum 0:1 traf. Kurz darauf hätte Peralta aus ähnlicher Situation noch einen draufsetzen können, scheiterte aber am niederländischen Keeper. Nun musste die Niederlande kommen und legte auch endlich den Hebel um. Doch ein ums andere Mal ließ Mexikos Ochoa wie schon Brasilien in der Gruppe verzweifeln. Doch trotz des Drucks waren es oft nur Standards die Gefahr brachten, Mexiko schien die Sache im Griff zu haben, führte weiterhin verdient.

Van Gaal musste nun reagieren, brachte den sonst nicht in sein Konzept passenden Huntelaar und stellte auf 4-3-3 um. Ein Wechsel, der das Spiel letztlich entscheiden sollte. In der 88. Minute war es dann nämlich Huntelaars Kopf, der eine Ecke vor die Füße von Sneijder verlängerte und dieser unhaltbar für den starken Ochoa wie aus dem Nichts zum 1:1 einschoss. Aufgrund der Trinkpause gab es sechs Minuten obendrauf, doch alles schien sich auf Verlängerung eingestellt zu haben, da dribbelte sich Robben in der 4. Minute der Nachspielzeit nochmal in den Strafraum. Schon vorher war ihm wohl ein Elfmeter verwehrt geblieben, dieses Mal kam der Pfiff als Marquez Robben an der Grundlinie legte. Doch wer sollte schießen? Huntelaar schnappte sich den Ball, trotz seiner eher schlechten Bilanz vom Punkt diese Saison. Doch er wollte wohl unbedingt ein persönliches Zeichen setzen, traute sich den Schuss und traf! Das Spiel war nun völlig auf den Kopf gestellt. Die Niederlande im Achtelfinale nach einem Spiel, das fast eine Stunde aus ängstlichem Fußball bestand. Mexiko war bis kurz vor Schluss der verdiente Sieger und wusste am Ende selber nicht wirklich wie ihnen eigentlich geschehen war. Wenn Brasilien gestern mit einem blauen Auge davon gekommen ist, dann waren es für die Niederlande mindestens beide und noch ein paar andere Blessuren. Das schlechtere Team kam hier weiter.

Beinahe wäre der Abend vollends zur mittelamerikanischen Tragödie geworden. Costa Rica ließ im Spiel gegen Griechenland lange Zeit die Leichtigkeit der Vorrundenspiele vermissen und so war die erste Hälfte mehr von der unbedingten Fehlervermeidung geprägt, denn einem ansatzweise ordentlichen Spiel. Griechenland war sogar etwas engagierter. Dieses Bild setzte sich bis zur 52. Minute fort, bis Costa Ricas Kapitän Diaz am Strafraumeck bedient wurde und eiskalt ins rechte untere Eck des Tores abzog. Nur kurz darauf kam es bitter für Costa Rica. In der 55. Minute wurde ihnen ein klarer Handelfmeter verweigert und in der 66. Minute leistete sich der gelbverwarnte Duarte ein komplett überflüssige Foul und musste vom Platz. Mit einem Mann weniger mussten die Mittelamerikaner sich noch weiter zurückfallen lassen, verteidigten aber gut und am Ende war immer noch Torwart Navas da. Bis zur Nachspielzeit. Zwar konnte Navas noch gegen Gekas retten, doch der Ball landete genau vor Sokratis, der zum 1:1 einschob. Beinahe hätte Mitroglu noch den Sieg gebracht aber Navas konnte parieren. In der Verlängerung merkte man, dass Costa Rica mit zehn Mann die Kraft ausging, Griechenland besser und mit mehreren Gelegenheiten, die aber allesamt ausgelassen wurden. So kam es dann schon zum zweiten Elfmeterschießen dieser WM. Diesmal waren die Schützen sicherer. Alle trafen recht sicher, bis Gekas als vierter Grieche antrat und an Navas scheiterte. Umana verwandelte den anschließenden Elfmeter sicher und Costa Rica schafft doch noch das Viertelfinale!

Es wäre wirklich beinahe zur Tragödie geworden für die bisher überraschend überzeugenden mittelamerikanischen Teams. Für Mexiko tut es mir persönlich nur Leid, denn eine Niederlage wie diese ist umso bitterer, da sie in wenigen Minuten um den verdienten Lohn ihrer Arbeit gebracht werden. Van Gaal wird jetzt ein Problem haben, denn nachdem Huntelaar ihm praktisch die Haut gerettet hat, dürfte der Druck auf eine offensivere Taktik noch größer werden. Mit diesem Angsthasenfußball jedenfalls wird es nichts mit dem ersten Titel und vielleicht auch nichts gegen Costa Rica, die nichts zu verlieren haben und mit der Außenseiterrolle sicherlich wieder besser zurechtkommen werden als im Spiel gegen Griechenland.

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